Donnerstag, 6. Oktober 2011

Taifun Pedring


Bereits einige Tage vor dem Eintreffen wurde der Taifun Pedring in den Medien groß angekündigt. Alaminos wurde “nur” auf Gefahrenstufe1, von 4 möglichen, eingeordnet. Somit hatte ich erst mal keine Angst. Immerhin hab ich hier bereits einige Taifune erlebt, die aber eher wie ein schweres Gewitter waren. Am Montagabend wurde mir bereits klar, dass es diesmal anders sein wird. Auf meinem Weg zum Sport hat es so stark geregnet, dass ich durch teilweise ca 8cm unter Wasser stehende Straßen laufen musste. Nach drei Stunden starkem Regen und einer Stadt, die wie ausgestorben wirkte, hat sich das Wetter ein wenig beruhigt.
Am nächsten morgen hat sich dann Dominic bei mir gemeldet mir der Nachricht, dass wir heute und auch morgen nicht zum LSP (Little Sisters of the Poor) nach Bolinao fahren müssen, da wir alle zu Hause bleiben sollen wegen dem Taifun. Ich war ehrlich gesagt wirklich erleichtert darüber, da der Sturm um etwa 15Uhr erwartet wurde, was genau zu der Zeit ist, wo ich mich auf dem Heimweg nach Alaminos. Also habe ich den ganzen Tag recht gemütlich mit meiner Gastfamilie verbracht(da auch die Schule geschlossen war, waren alle zusammen hier). Nun wurde der Taifun auf die Gefahrenstufe  3 eingeschätzt! Gegen 15Uhr fing dann der Sturm auch wirklich an sein Unwesen zu treiben. Ich habe einige Fotos und Videos davon gemacht, die ich in einem neuen Album veröffentlicht habe.
Es begann alles mit einem leichten Regen, der aber schlagartig von einer auf die anderen Sekunde so stark wurde, dass man aus dem Fenster keine fünf Meter weit hinausschauen konnte. Hinzu kam der starke Wind, der den Regen gegen mein Fenster peitschte, als wolle er die Scheiben hinausschlagen. Der Strom und auch Wasser vielen dann natürlich auch aus, was dazu führte, dass ich keinerlei Ablenkung finden konnte und mich somit komplett auf den Taifun fixierte.  Ich muss ehrlich zu geben, dass ich bereits jetzt  ganz schön Angst hatte.  Dieser Zustand blieb dann so bis etwa 18Uhr, bis der Wind dann etwas schwächer wurde und auch der Regen nicht mehr ganz so stark war. Mein Gastvater sagte mir, dass das der Taifun war und ich dachte mir “Hey so schlimm war es doch gar nicht”. Aber er hatte sich leider getäuscht. Gegen 20Uhr wiederholte sich das eben beschriebene Spektakel. Jedoch wurde der Wind immer stärker. Selbst durch die geschlossenen Fenster konnte man den Wind spüren, der auch hin und wieder die Kerzen ausblies! Nach langen Gesprächen im Wohnzimmer und einem romantischen Candlelight-Dinner sind dann alle zu Bett gegangen und ich war somit alleine in meinem Zimmer mit meiner Angst. In meinem Zimmer sind an zwei Wänden sehr große Fenster, vor denen viele Bäume stehen. Somit habe ich mir die verrücktesden Fantasien ausgemalt wie” was passiert, wenn wen Baum in mein Fenster fällt”, oder der Wind irgendwelche Sachen dagegen wirft( so was passiert einfach, wenn man zu viel Zeit zum Nachdenken und furchtbare Angst hat). Nach meinem Gefühl war der Taifun zwischen 21-23Uhr genau über uns. Ich lag steif in meinem Bett,konnte mich keinen Millimeter bewegen  und habe immer wieder gehört, wie einzelne Bäume umgeknickt sind, oder wie das Dach von unserem Nachbarn Stück für Stück abgerissen wurde-ein grauenvolles Geräusch!  Es war eine schlaflose Nacht für mich und am nächsten Morgen bin ich sehr früh wach geworden, weil ich unbedingt sehen wollte, welche Schäden entstanden sind. Es war das reinste Chaos. Wir hatten weiterhin kein Strom und kein Wasser. Fast alle Bäume in unserer Straße sind zerstört worden. Unser Nachbar hat fast sein ganzes Dach verloren, dass dann verteilt auf der Straße oder bei seinem Nachbarn oder auch bei uns im Garten lag. Doch bei den anderen Bewohnern der Straße sah es nicht wirklich viel besser aus. Zum Glück haben wir ein recht neues Haus, was dementsprechend auch wirklich sicher war. Meine Gastmutter, James und ich haben uns dann auf den Weg gemacht, um zu sehen, wie die anderen Straßen und vor allem die Kirche aussahen. In Alaminos ist nicht so viel zerstört worden. Die Kirche ist noch voll in Takt, nur einzelne Häuser haben kein Dach mehr und die Straßen sind voll von Laub oder auch einigen Bäumen. Als wir jedoch nach Lucap gefahren sind (dort befindet sich der Hafen) haben wir leider feststellen müssen, dass große Teile komplett überschwemmt waren, viel mehr Häuser  in mitleidenschafft gezogen worden und vieles mehr. Von daher bin ich wirklich dankbar dafür, dass uns hier nichts passiert ist.
Am Donnerstag habe ich dann wieder mit meinen Projektarbeiten angefangen. Im Social Action Center haben wir Hilfepakete vorbereitet, die an betroffene verteilt wurden. Sie enthielten Reis, Nudeln und einige Fische, damit die Ernährung erst mal sichergestellte ist, da vor allem Familien in ländlichen Regionen fast alles verloren haben.  Leider hatten wir nur ein begrenztes Maß, um zu helfen und somit können wirklich nur einige Familien unterstützt werden. Aber es ist besser als gar nichts zu tun und somit war ich dann wirklich glücklich am Ende des Tages.  Die Pakete wurden an verschiedene Barangays (Dörfer) verteilt. Als wir dann nach Infanta gefahren sind habe ich Father Ed und Khuja Noli begleitet. In InfantaSocial Action Center selbst waren, der Kirche und einigen privaten Sponsoren, die auch einen Beitrag leisten wollten, um ihren Mitmenschen zu helfen. Ich habe es bisher noch nie erlebt, dass jemand so dankbar dafür war, dass man lediglich die Grundnahrungsmittel zur Verfügung gestellt hat, dabei war das gerade mal genug um sie für ein oder zwei Tage zu sättigen. Es war ein sehr emotionaler Tag für mich und hat mich nochmal spüren lassen, wir gut wir es eigentlich haben!
Ach ja und bevor ich es vergesse zu erwähnen,seit Donnerstag haben wir auch wieder Strom und Wasser. Jedoch fällt hin und wieder mal aus für einige Stunden, da anscheinend bereits ein neuer Taifun erwartet wird. Ich bin nun wirklich gespannt, wie es die nächsten Tage weiter gehen wird…!
Hier der Link mit den Fotos:
https://picasaweb.google.com/114803270234389494624/TaifunPedring?authuser=0&feat=directlink
Regnerische Grüße, eure vorübergehenderMeteorologin   Nicole ;)