Sonntag, 8. April 2012

Holly Week


Diese Woche stand die lang ersehnte Osterzeit an. Auf den Philippinen ist das noch vor Weihnachten das größte Fest des Jahres. Los ging es am Dienstag. Mit einigen Kirchenmitarbeitern sind wir nach Surip, ca 1 Stunde entfernt von Alaminos gefahren, um dort mit ca 5000 weiteren den Pilgerweg mit den 16 Stationen zu laufen. Ich hatte mir vorgestellt, dass wir nun einen wirklich langen und schwierigen Weg wandern werden, da alle immer erzählt haben, wie anstrengend es sein wird. Aber ich habe wieder mal vergessen, dass einige Leute hier hin und wieder dazu neigen Tatsachen überspitzt darzustellen. ;)
Somit sind wir eigentlich “nur” einen Berg  hinaufgestiegen, wobei bei jeder Station gebetet wurde. An sich könnte man den Weg in 20 Minuten hinaufsteigen. Da wir jedoch so viele Menschen waren und jeder ein anderes Tempo hatte haben wir bestimmt eine Stunde gebraucht um Oben anzukommen. Belohnt wurden wir dann mit einer wunderschönen Aussicht auf das Meer und die Klippen unter uns. Hinzu kam noch, dass die Jugend von Alaminos im wechseln zwischen Gebeten und tollem Gesang für die richtige Stimmung gesorgt haben. Auch Dominic habe ich hier wieder gesehen, der letzte Woche nach Bugallon gezogen ist. Er hat dort in einem Camp übernachtet und konnte daher alles noch mal intensiver beobachten als ich. Da ich bis Montag Besuch aus Deutschland hatte konnte ich erst am Dienstag anreisen.
Weiter ging es dann am Donnerstag:. Nach einer ca 2 stündigen Messe wurden dem Bischof die Füße gewaschen, später waren dann alle anderen auch dran. Dann sind alle zu Abendessen gegangen, wobei das keine lange Pause war. Gegen ca. 21 Uhr sind dann wieder viele, unteranderem auch meine Gastfamilie, zurück in die Kirche gegangen und dort wurde dann weitere fast zwei Stunden gebetet.
Die Nacht war für mich nicht wirklich lange, denn um 3Uhr hieß es schon wieder aufstehen und fertig machen. Kurze Zeit später haben wir uns dann auf den Weg zur Kirche im Stadtzentrum gemacht, denn es war Karfreitag. Fast die ganze Stadt hat sich nun für eine Prozession versammelt. Nur erhellt durch den Mondschein und viele Kerzen sind wir dann singend durch die Stadt gelaufen. Begleitet wurden wir von den Priestern aus Alaminos. Die Männer haben dann im Wechsel ein großes Kreuz getragen, während die Frauen gesungen haben. Dies ging bis zum Sonnenaufgang. Um 15 Uhr fand dann noch eine große Messe statt. Ich glaube ich habe noch nie so viele Menschen in dieser Kirche gesehen. Man muss dabei anmerken, dass es in Alaminos jeden Tag mehrere Messen gibt, die auch wirklich immer voll sind. Aber dieses mal standen die Leute bis zum Gang hinein, dass man kaum noch etwas sehen konnte. Die Straßen um die Kirche waren gefüllt an Menschenmassen und selbst der Parkplatz wurde komplett eingenommen. Eingeengt zwischen den Menschen , stickige Luft, kein Schatten (furchtbar bei den teilweise über 40°C) haben dann diesen Karfreitag zu einem einmaligen Erlebnis gemacht. In Alaminos verläuft dieser Tag aber generell nicht so, wie es auf den Philippinen üblich ist! Im Vergleich dazu ist die Zeremonie hier sogar echt harmlos. Landesweit lassen sich viele an ein Kreuz nageln, werden ausgepeitscht usw.  um den Leidensweg Jesus nachzuspielen.Sehr befremdlich! Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich das nicht live erleben musste. Die Bilder der anderen Prozessionen in den Nachrichten haben mir da völlig gereicht. Hier einige Impressionen davon, wie das ungefähr abläuft:

https://picasaweb.google.com/114803270234389494624/HollyWeek?authuser=0&feat=directlink

Meine Gastmutter hat mir dann noch erzählt, dass viele die ganze Nacht in der Kirche bleiben, wie man das hier auch bei einer Beerdigung macht. Wir sind jedoch wieder nach Hause gegangen, schließlich waren es ohnehin schon genug fremde Eindrücke. Samstag morgen und Mittag gab es dann wieder große Messfeiern. Und am Sonntag Morgen nach der Messe gab es dann eine Eiersuche für die kleinen Kids.
Während dieser Woche ist mir nochmal richtig bewusst gewoden, wie stark katholisch das Land wirklich noch durch die spanische Kolonisation geprägt ist. Und trotz so vieler Gemeinsamkeiten gibt es doch noch so viele Unterschiede…